Störungsspezifische Beschreibung
Die folgende Kurzübersicht basiert primär auf den umfassenden und als weiterführende Literatur empfohlenen "Onkopedia-Leitlinien" der beteiligten Fachgesellschaften DGHO, OeGHO, SSMO und AIO (www.onkopedia.com). Ergänzende Aspekte stammen aus dem detaillierten "Leitlinienprogramm Onkologie" der AWMF, DKG und DKH (www.leitlinienprogramm-onkologie.de).
Die folgende Kurzübersicht reflektiert insbesondere die als weiterführende Literatur empfohlenen entsprechenden Informationen der Deutschen Krebsgesellschaft (Prostatkrebs, www.krebsgesellschaft.de/).
Epidemiologie (bezogen auf Deutschland)
- Mit 22,6 % aller Karzinome die häufigste Krebserkrankung bei Männern.
- Die meisten Neuerkrankungen treten ab circa 70 Jahren auf, bis zu 30 % der Neuerkrankungen werden jedoch im erwerbsfähigen Alter diagnostiziert.
Pathogenese / Risikofaktoren
- Die Ursachen sind bisher weitgehend unbekannt, die wichtigsten Risikofaktoren sind hohes Lebensalter und eine familiäre Veranlagung.
Klinisches Bild / Anamnese
- Typische Frühsymptome gibt es nicht, der Betroffene bemerkt zunächst nichts.
- Beschwerden treten meist erst dann auf, wenn die Geschwulst so groß geworden ist, dass sie auf die Harnröhre übergreift oder sich Metastasen, typischerweise ossär, gebildet haben.
- Mögliche Symptome:
- Vermehrter Harndrang, insbesondere nachts
- Schwierigkeiten zu Beginn des Urinierens
- Unfähigkeit zu Urinieren (Harnverhaltung)
- Schwacher oder unterbrochener Harnfluss
- Schmerzhafte Ejakulation
- Blut im Urin oder in der Samenflüssigkeit
- Starke Schmerzen im unteren Rückenbereich (Kreuzgegend), in Becken, Hüften oder Oberschenkeln (Ischiasschmerzen)
- Weniger starke Erektion oder Impotenz
- Verminderter Samenerguss
Anbei finden Sie einen Link zu einem Muster für die Anamneseerhebung. Die dort gelisteten Punkte geben Hinweise auf eine vollständige Anamnese, müssen aber nicht bei jedem Krankheitsbild einzeln aufgeführt werden.
Diagnostische Maßnahme
- Im Rahmen der gesetzlichen Früherkennung können Männer ab 45 Jahren derzeit eine jährliche Anamnese und digital-rektaler Untersuchung in Anspruch nehmen, der PSA-Test ist kein Bestandteil der gesetzlichen Vorsorge.
- Diagnostische Maßnahmen umfassen die Tastuntersuchung, den PSA-Test, der transrektale Unterschall und ggf. eine multiparametrische Magnetresonanztomographie.
- Bei auffälligen Befunden wird eine Biopsie benötigt, ggf. erfolgt eine Ausbreitungsdiagnostik (Staging) mit Skelettszintigrafie, MRT/CT des Beckenbereichs und ggf. Prostata-spezifisches Membranantigen (PSMA)-PET/CT.
Klassifikation
- Die anatomische Klassifikation basiert auf den krankheitsspezifischen TNM-Kriterien, die in der UICC-Klassifikation in Stadien zusammengefasst werden (Krebsgesellschaft - anatomische Klassifikation).
- Die histopathologische Gradierung besitzt prognostische Bedeutung (Gleason-Score, GS): Günstige Prognose bei GS < 7, ungünstige Prognose bei GS > 7.
Therapie / Prognose
- Im Frühstadium (Begrenzung innerhalb der Prostata) kurative Behandlung, >90 % aller Erkrankten sind nach 5 Jahren noch am Leben.
- Ein PSA-Anstieg im weiteren Verlauf weist auf ein mögliches Rezidiv hin: Ggf. weiteres Abwarten ("watch&wait") bzw. erneute lokale Therapie (z. B. Strahlentherapie nach Operation oder umgekehrt) oder Beginn einer medikamentösen Behandlung (in der Regel antihormonelle Therapie) (Krebsgellschaft - Therapiekonzept).
- Bei Progress oder Erstdiagnose im fortgeschrittenen Stadium mit lokoregionärer oder Fernmetastasierung systemische Hormon- oder Chemotherapie mit palliativer Zielsetzung (Krebsgesllschaft - Therapiekonzept).
- Die Prognose nach dem ersten Auftreten von Metastasen ist individuell sehr unterschiedlich:
- Nicht wenige Männer überleben noch viele Jahre
- Komplexe Therapieplanung gemäß Ausbreitungsstadium, Rezidivstatus und molekularem Subtyp